Himmlische Kraft gegen Husten
Die sekundären Pflanzenstoffe der Schlüsselblume Primula veris wirken schleimlösend und helfen so unter anderem bei Bronchitis.
Je stärker das Aussehen einer Pflanze an etwas erinnert, umso mehr Sagen und Legenden ranken sich um sie. Ein gutes Beispiel ist die nach ihrem Erscheinungsbild benannte Schlüsselblume. Die in weiten Teilen Europas und Vorderasiens verbreitete Pflanze lässt tatsächlich an einen Schlüssel denken: entweder, indem die Blüten den Schlüsselbart und der Stängel das Schlüsselrohr darstellen oder indem die einzelnen, dicht gedrängten, dottergelben Blüten als Schlüssel an einem Schlüsselbund gesehen werden. So oder so: Sobald die Primeln im April und Mai blühten – Primula veris bedeutet „die Erste des Frühlings“ – regten die sanft duftenden Doldenblütler die Fantasie unserer Vorfahren an.
Bringt Schutz und Wohlstand
In deutschen und niederländischen Sagen wird die Schlüsselblume mit Petrus in Verbindung gebracht. Diesem sei der Schlüssel zum Himmel entglitten und auf die Erde gefallen. Wo er aufkam, soll die Schlüsselblume entstanden sein – die vermutlich daher auch Himmelsschlüssel genannt wird. In der nordischen Mythologie heißt es, dass Elfen und Nixen diese besondere Blume lieben und beschützen. Daran erinnert auch die englische Bezeichnung „fairy cup“. Neben Glück, Fruchtbarkeit und Schutz symbolisiert die Schlüsselblume im Volksglauben aber auch immer wieder Wohlstand und Reichtum. So gibt es eine Sagengestalt, die Schlüsseljungfrau, die auf ihrer Krone einen großen, goldenen Schlüssel trägt und der Pflanze die Gabe verleiht, verborgene Schätze aufzuspüren. Eine Fähigkeit, die sich auch in vielen Märchen findet, in denen Schlüsselblumen die Türen zu geheimen Schatzkammern öffnen. Medizinisch betrachtet ist es aber die Pflanze selbst, die wertvoll für unseren größten Schatz ist – nämlich unsere Gesundheit.
Löst festsitzenden Schleim
Seit dem Mittelalter ist die Schlüsselblume in der Pflanzenheilkunde bei Gicht, als Herztonikum und vorbeugend gegen Erkältungen beliebt. In der heutigen Homöopathie wird die frische Pflanze bei Vorzeichen vor einem Schlaganfall, Hautausschlägen (Ekzemen) und Nervenschmerzen eingesetzt. Während die Blüten nur geringe Mengen an Saponinen aufweisen, sind in den Wurzeln 3–12 % Triterpensaponine zu finden. Diese sekundären Pflanzenstoffe aktivieren die Magenschleimhaut, was zur Folge hat, dass die Bronchialschleimhaut mehr Sekret produziert. Durch die größere Menge wird der Schleim aber verdünnt und lässt sich dadurch leichter abhusten – weswegen Extrakte aus Schlüsselblumen hilfreich bei Erkältungen mit verschleimtem Husten sind. Auch bei einer Entzündung der Bronchien kommt uns die schleimlösende Wirkung der Schlüsselblume zugute. Also all samt himmlische Wirkungen, gerade in der winterlichen Erkältungszeit.